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von Annika (Jg. 6), Artur (Jg. 7), Alissa (Jg. 6) und Marit (Jg. 5)
Sicherlich kennt ihr alle die große Friedenscollage im Treppenhaus zwischen dem Forum und der Ruhezone. Man geht häufig an ihr vorbei, weiß aber von vielen Bilder nicht so genau, was sie bedeuten. Bei manchen Bildern sieht man sofort, was sie mit Frieden zu tun haben, bei anderen anderen aber nicht. Deshalb haben wir Paula und Milan von der AG „Für den Frieden“ befragt. Dazu haben wir haben wir uns vier Bilder ausgesucht, auf die wir besonders neugierig waren.
IRREGULäR: Hallo Paula und Milan. Wie kam es eigentlich dazu, dass die AG „Für den Frieden“ in der KGS eine Friedenscollage angebracht hat?
AG „Für den Frieden“: Die Friedenscollage wurde unter dem Hauptmotiv „WAR IS OVER“ in der Schule angebracht – einem Spruch von John Lennon, der viel in der Welt bewegt hat. Das ehemalige AG-Mitglied Michael Luttmer hat sich auch damit dafür eingesetzt, politische Thematiken an unserer Schule sichtbar zu machen. Daher haben wir angefangen, Bilder zu sammeln, die einen besonderen Platz in der politischen Geschichte haben. Jedes Bild, das auf der Collage zu erkennen ist, strahlt eine unabhängige Message aus, die ein bestimmtes politisches Thema betrifft.
IRREGULäR: Wir haben vier Bilder ausgesucht, die uns persönlich besonders angesprochen und unsere Neugier geweckt haben. Auf dem ersten Bild sieht man eine gehäkelte Kappe mit einem Stern. Worum handelt es sich genau?
AG „Für den Frieden“: Auf dem Bild ist eine Kippa mit einem Davidstern abgebildet. Die Kippa ist eine traditionelle religiöse Kopfbedeckung jüdischer Männer, die damit ihre Ehrfurcht und Demut vor Gott ausdrücken möchten. Auch der Davidstern ist ein Symbol des Judentums, das Symbol jüdischer Menschen auf der ganzen Welt und zeichnet die Flagge Israels. Er steht für das Göttliche – für Gottes Schöpfung, Offenbarung und Erlösung – sowie das Menschliche – der Mensch sei von Gott gekommen und kehre in Zukunft auch zurück zu ihm.
IRREGULäR: Warum habt iht das Bild von der Kippa mit dem Davidstern für die Friedenscollage ausgewählt?
AG „Für den Frieden“: Der Davidstern wurde aus Gründen des Respekts und zur Aufklärung über den Umgang mit jüdischen Personen ausgewählt. Außerdem dient das Bild dem Gedenken an die Opfer der Shoa. Die Kippa mit dem Davidstern symbolisiert zwar nicht direkt den Frieden, aber kann jetzt nach der grausamen Geschichte von Menschen mit jüdischer Religion stolz getragen werden.
IRREGULäR: Das zweite Bild, über das wir gern mehr erfahren wollen, zeigt eine Regenbogenflage, auf der das Wort „Peace“ steht. Welche Bedeutung hat diese Flagge?
AG „Für den Frieden“: Die Peace-Flagge ist ein Symbol für den Wunsch nach umfassenden Frieden auf der Welt und ein harmonisches Miteinander. An vielen Orten auf dieser Welt haben Menschen nicht die Möglichkeit in Frieden aufzuwachsen und zu leben, sondern sind ständigem Leid ausgesetzt, weil gewaltvolle Konflikte dort herrschen. Unabhängig von den Ursachen dieser Kriege verdeutlicht die Flagge eine Sehnsucht nach Frieden. Wir als AG „Für den Frieden“ möchten mit der Peace-Flagge verdeutlichen, dass der hinter der Flagge stehende Wunsch von uns vertreten wird und die dahinterstehenden Werte von uns als Grundlage für ein friedliches und harmonisches Miteinander gesehen werden. Neben dem Wunsch nach Frieden drückt die Flagge auch durch ihren Regenbogen aus, dass die Menschen so vielfältig sind wie die Farben eines Regenbogens. Außerdem sind die Farben ein symbolischer Ausdruck für Hoffnung, Zuversicht und Aufbruch. In den letzten Jahren gewann die Regenbogenflagge auch zunehmende Aufmerksamkeit in ihrer Bedeutung für die LGBTQIA+ Community und ihre Unterstützer*innen. Sie steht dabei als weltweites Symbol für queere Menschen, ihre Vielfalt und ihre Rechte.
IRREGULäR: Uns ist aufgefallen, dass sich die Regenbogenflagge genau in der Mitte der Friedenscollage befindet. Ist das Absicht?
AG „Für den Frieden“: Die Regenbogenflagge mit der Beschriftung „Peace“ haben wir extra sichtbar mittig auf der Friedenscollage positioniert. Toleranz sowie sich anti-diskriminierendes Verhalten sind Grundlagen für eine Welt in Frieden – nicht nur in kleineren Mikrokosmen wie der Schule, sondern auch in der internationalen Politik. Die Friedenscollage zeigt dabei nicht, dass die Welt in Ordnung ist. Sie weist eher darauf hin, was wir beibehalten oder verändern müssen, um Frieden in unserer Gesellschaft herzustellen.
IRREGULäR: Außerdem gibt es noch ein Bild, auf dem vier Panzer auf einer Straße zu sehen sind. Direkt vor dem ersten Panzer steht eine Person. Auf dem Foto kann man nicht sehen, ob die Panzer stehen oder auf die Person zufahren. Wir möchten gern wissen, wo das Foto aufgenommen wurde, und was dort passiert ist.
AG „Für den Frieden“: Auf dem Bild ist der revolutionäre Moment im Jahr 1989 festgehalten, als in Peking auf dem auf dem Tian’anmen-Platz ein Mann vor vier chinesische Panzer trat, um sie zu stoppen. Er hat damit ein wichtiges Zeichen gegen das chinesische Regime gesetzt und sich indirekt für Frieden ausgesprochen. Das Bild hat damals die Medien gesprengt und den kontrollierenden chinesischen Staat in eine Situation gebracht, in der er sich international äußern musste. Es ist also ein Zeichen für Frieden und gegen Gewalt und zeigt daher eine Thematik, die unserer AG auch sehr wichtig ist, weil unsere Friedenscollage sich für Frieden ausspricht, der dann entsteht, wenn Gewalt und Waffen nicht als Mittel in Konflikten genutzt werden.
IRREGULäR: Das vierte Foto, über das wir gern mehr erfahren würden, zeigt einen Mann mit einem Hut. Wer ist dieser Mann und warum habt ihr sein Porträt in die Friedenscollage aufgenommen?
AG „Für den Frieden“: Auf dem Bild ist der Sinti Franz Rosenbach zu erkennen, der ein Überlebender des nationalsozialistischen Völkermordes ist. Er lebte auch danach in Deutschland und erhielt erst 1991 die deutsche Staatsbürgerschaft. Wir möchten damit an die schrecklichen Taten erinnern, die sich während der Zeit des Nationalsozialismus abspielten. Deshalb ist dieses Bild ein wichtiger Teil unserer Friedenscollage.
Anmerkung der Redaktion: Während des Nationalsozialismus (1939 bis 1945) wurden viele Millionen Menschen auf grausame Weise ermordet. Die Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten vor allem Menschen bestimmter Gruppen, die sie für „minderwertig“ hielten. Das waren vor allem jüdische Menschen, Sinti und Roma – wie Franz Rosenbach, Menschen mit psychischen Krankheiten, Homosexuelle Menschen u.a.
IRREGULäR: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, unsere Fragen zur Friedenscollage zu beantworten.
Annika und Artur haben die vier Bilder ausgesucht, zu denen die AG „Für den Frieden“ befragt wurde. Artur hat außerdem die Einleitung für das Interview geschrieben.
Marit und Alissa haben sich die Fragen für das Interview überlegt.