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von der Redaktion Feldbreite spezial
Nach 20 Jahren hat Herr Steenken, den ihr alle als „unseren“ Hausmeister für die Feldbreite kennt, die Schlüssel an Herrn Schwalbe übergeben. Nun genießt Herr Steenken seinen Ruhestand und Herr Schwalbe kümmert sich alle um kaputten Stühle, abgerissenen Gardinen und tropfenden Wasserhähne. Wir haben Herrn Steenken über seine besten und schlimmsten Erlebnisse in 20 Jahren Feldbreite befragt und dabei auch viel Interessantes über den Beruf des Schulhausmeisters erfahren. Wenn ihr neugierig auf unseren neuen Hausmeister Herrn Schwalbe seid, dann könnt ihr hier ebenfalls viel Neues erfahren.
Herr Steenken blickt zurück
Herr Steenken, Sie waren 20 Jahre lang Hausmeister in der Feldbreite. Was war das einprägsamste Erlebnis, das sie in dieser Zeit hier hatten?
Da fällt mir ein Datum ein, und das ist der 24. Dezember 2002 – als die Sporthalle gebrannt hat. Das ist für mich ein Ereignis, das ich nie wieder vergessen werde: Erst einmal der Brand selbst und dann war die Halle ja damals auch über ein Jahr außer Betrieb und musste von Grund auf wieder neu aufgebaut werden – wobei der Hausmeister jede Menge Arbeit hatte.
Wissen Sie, wie das passiert ist?
Da man keinen technischen Defekt feststellen konnte, wird davon ausgegangen, dass es absichtlich passiert ist – also, dass jemand die Halle mutwillig angesteckt hat. Es war ja an einem Wochenende und auch noch der 24. Dezember – da waren alle zu Hause. Wir hatten damals hier eine Brandserie: Da wurden Papiercontainer angesteckt, da wurden irgendwo Papierhaufen gemacht und angezündet, in Toiletten wurde eingebrochen… Das ist langsam immer mehr geworden, bis dann am 24. Dezember die Halle gebrannt hat. Das war zwar der Gipfel, aber danach ist es immer noch weitergegangen.
Das ist ja wie in einem Krimi!
Ja, der Hausmeister hat hier schon einiges mitgemacht. Deshalb gehen in mir auch ganz andere Dinge vor, wenn ich etwas mit Rauch und Feuer sehe als bei anderen. Ich habe das einmal miterlebt und so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben.
Aber bestimmt gab es für Sie auch ein schöne Erlebnisse, oder?
Richtig. Im Sommer 2020 bin ich ja nun 20 Jahre hier. Wenn man als Hausmeister anfängt, schaut man sich ja erst einmal die Schule an. Und dann hat man als Hausmeister auch eigene Ideen. Mir ist damals aufgefallen, dass am Elternsprechtag oder bei anderen Veranstaltungen Schüler aus der Wilhelmstraße hierhergekommen sind und Kaffee verkauft und Kuchen angeboten haben. Da habe ich gesagt: Warum machen das nicht die Schüler von hier aus der Feldbreite? Die können ja auch Geld gebrauchen für die Klassenfahrten! Dann haben wir das hier erst einmal mit einer Klasse ausprobiert. Und so wird das ja bis heute gemacht, dass eine Klasse immer dafür zuständig ist und der Hausmeister unterstützt.
Und die Schulfeste, die hier in der Feldbreite stattfinden – auch das habe ich mit angeschoben. So etwas kann aber nur in Zusammenarbeit von Hausmeister, Schulleitung und Schülern funktionieren. Da müssen alle mitmachen.
Aber natürlich ist meine Zeit für solche Sachen begrenzt. Denn meine eigentliche Arbeit ist ja, die Schule in Gang zu halten, alles zu reparieren, was kaputt ist… Wenn ihr im Sommer sechs Wochen frei habt, ist der Hausmeister über die Hälfte von dieser Zeit hier in der Schule und bringt die Klassenräume so in Ordnung, dass zu Beginn des neuen Schuljahres die richtige Anzahl an Stühlen da ist, dass die Tafel funktioniert, dass Lineal, Dreieck und Zeigestock da sind usw.
Machen Sie das alles ganz alleine?
Wir sind hier zu dritt. Meine beiden Kollegen sind für draußen zuständig und ich bin für das Gebäude zuständig. Dazu gehört die KGS Feldbreite, die Grundschule, der Hort, die Turnhalle und die große Sporthalle. Alles das muss der Hausmeister im Auge behalten. Meist fängt es ja mit Kleinigkeiten an. Zum Beispiel tropft erst einmal nur ein Wasserhahn. Aber wenn man auf das Tropfen nicht hört, dann bleibt es kein Tropfen, sondern fängt irgendwann an zu Laufen. Und irgendwann läuft das Wasser auch am Wochenende und dann haben wir hier Wasserschaden. Daher ist es wichtig, dass ich alles rechtzeitig sehe.
Jeder Tag ist total anders. Bisher ist noch nie ein Tag genauso verlaufen, wie ich das vorher geplant hatte. Manchmal kommt man morgens in die Schule rein und die Heizung geht nicht oder es läuft einem Wasser entgegen. Oder man macht das Licht an und plötzlich fällt der Strom komplett aus. Das ist alles schon passiert. Dann hat der Hausmeister eine gewisse Zeit, sich darum zu kümmern und um 8.00 Uhr fängt die Schule an. Solange ich jetzt hier bin, war bis dahin immer alles startklar und keiner hat bemerkt, dass morgens die Heizung oder der Strom ausgefallen war. Das sind alles Herausforderungen, die kann man nur auf sich zukommen lassen.
In den 20 Jahren, die Sie hier sind, hat sich bestimmt auch Vieles verändert.
Ja, die Schule wird schnelllebiger. Und ich glaube, die Eltern habe heute nicht mehr so viel Zeit, den Schülern Grundregeln mit auf den Weg zu geben. Früher hatten die Schüler mehr Respekt vor den Sachen, haben weniger Dreck und auch weniger kaputt gemacht. Früher waren zum Beispiel die Toiletten sauberer. Die Schüler haben zu Hause gelernt, dass man die Klobürste benutzt und das Papier nicht auf den Boden, sondern in den Papierkorb wirft. Das ist heute anders. Die Putzfrauen benötigen viel mehr Zeit, um die Toiletten zu bürsten, weil die Schüler die Klobürsten kaum benutzen.
Und das andere, was ich auch bemängeln muss, ist die Ehrlichkeit. Ich bin der letzte, der jemandem böse ist, wenn etwas kaputt gegangen ist. Aber ich kann nicht verstehen, wenn man Blödsinn macht und etwas kaputt geht, dass man dann nicht von sich aus etwas sagt. Einfach wegzugehen und alles liegen zu lassen in der Hoffnung, dass das keiner merkt – dafür habe ich kein Verständnis. Nach langen Recherchen bekommen wir so etwas ja doch heraus. Und dann gibt es natürlich auch entsprechend Ärger – nicht weil etwas kaputt ist, sondern wegen der Unehrlichkeit.
Was sollten die Schüler*innen und die Lehrkräfte beachten, damit die Zusammenarbeit mit dem Hausmeister gut klappt?
Es ist wichtig, dass man den Hausmeister immer gleich einbezieht – auch bei Kleinigkeiten. Wenn der Hausmeister Bescheid weiß, kann man Vieles gut regeln. Wenn zum Beispiel mehr Stühle gebraucht werden, dann sollen nicht einfach Stühle aus anderen Räumen geholt werden. Das sollte man mit dem Hausmeister zusammen machen, dann werden dafür Stühle zur Verfügung gestellt, damit hinterher wieder überall die richtige Anzahl vorhanden ist. Das macht das Leben des Hausmeisters ein bisschen einfacher, wenn er gleich einbezogen wird. Denn sonst muss er sich dann im Nachhinein darum kümmern, dass alles wieder in Ordnung kommt und das ist dann viel aufwendiger. Zusammenarbeit ist daher das Wichtigste.
Daher ist der Hausmeister auch sehr erfreut, wenn er Zettel in seinem weißen Postkasten findet, der neben seinem Büro hängt. Da sollen Schüler*innen und Lehrerkräfte nämlich Zettel einwerfen, auf die sie Mängel schreiben, z.B. wenn irgendwo ein Stuhl wackelt oder eine Gardine nicht richtig fest ist, oder wenn das Licht flackert. Am besten schreibt man so einen Zettel nicht erst, wenn die Sachen richtig kaputt sind, sondern schon wenn z.B. die Gardine nur ein bisschen ab ist oder ein Stuhl etwas wackelt. Dann lässt sich das leichter in Ordnung bringen.
Was wird Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie in Rente gehen?
Diese ganze Zusammenarbeit… mit den Lehrern, den Schülern, Schulassistenten und Sekretärinnen. Das klappt hier sehr gut. Denn es ist sehr wichtig, dass alle an einem Strang ziehen. Hier gefällt mir besonders, dass jedes Schuljahr neue Schüler anfangen. Daher ist hier immer was los. Man hat ständig neue Kontakte, denn in den 20 Jahren hier habe ich viele Schüler und Lehrer gesehen. Manchmal treffe ich Schüler im Ort, die ich im 5. oder 6. Jahrgang hier kannte und die sind inzwischen erwachsen und haben Familie. Das ist auch schön.
Was haben Sie denn in ihrer Rente Schönes vor?
Ja, dann möchte ich mein Leben genießen. Ich möchte morgens nicht mehr ganz so früh aufstehen wie jetzt. Dann habe ich ein Wohnmobil. Und ich freue mich sehr darauf, dass ich dann mit meiner Frau losfahren kann, wann wir wollen. Und ich höre ja auch nicht ganz auf zu arbeiten, ich bleibe bei der Freiwilligen Feuerwehr im aktiven Dienst. Und ich bin auch im Kegelverein und sonst aktiv. Ich freue mich, dass ich als Rentner Zeit habe, im Haus und im Garten einiges noch einmal neu zu gestalten.
Dann sind sie also nicht mehr in der Schule Hausmeister, aber zu Hause.
Richtig. Das habt ihr gut erkannt. Wenn man beruflich Hausmeister ist, hat man auch privat einen „Hausmeisterblick“.
Lieber Herr Steenken, wir bedanken uns für die tolle Unterstützung hier in der Feldbreite und wünschen Ihnen alles Gute für ihre Rente.
Herr Schwalbe stellt sich vor
Wie lange sind Sie schon Hausmeister und was haben Sie vorher gemacht?
Ich bin mittlerweile schon seit 14 Jahren als Hausmeister bei der Gemeinde Rastede tätig. Ich habe 2006 an der Schule am Voßbarg als Schulhausmeister angefangen und war bis vor ein paar Monaten dort tätig. Davor habe ich als gelernter Möbeltischler in mehreren Firmen gearbeitet.
Warum wollten Sie an unserer Schule Hausmeister werden?
Vor 20 Jahren habe ich mich schon einmal auf diese Stelle beworben und war mit Herrn Steenken in der Endausscheidung. Da ich zu dem Zeitpunkt leider noch keine Kinder hatte, wurde die Stelle an Herrn Steenken vergeben. Schon damals fand ich die Schule sehr interessant, weil ich dort auch selber meine Schullaufbahn erleben durfte.
Sind Sie früher gern zur Schule gegangen?
Nicht wirklich. Aber diese Zeit hole ich jetzt ja nach. Ich selbst war nicht der Musterschüler. Dafür kannte mich der Hausmeister damals sehr gut. Auch wenn es eher im negativen Sinne war.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit als Hausmeister am besten?
Am Besten gefällt mir, dass man morgens zur Arbeit geht und nicht weiß, was auf einen zukommt. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist eine neue Herausforderung.
Hatten Sie schon einmal ein besonders heftiges Erlebnis als Hausmeister?
Bis jetzt habe ich noch kein heftiges Erlebnis als Hausmeister gehabt. Es gibt für ein Problem immer eine Lösung und alles kann immer geklärt werden.
Wie alt sind Sie und haben sie Familie?
Ich bin 52 Jahre alt. Aber fühle mich aufgrund meines erfrischenden Berufs wie 30.
Meine älteste Tochter ist 18 Jahre alt und macht grade ihr Abitur. Mein Sohn ist 11 und besucht auch das Gymnasium. Beide gehen hier auf die Schule.
Was machen sie in Ihrer Freizeit?
In meiner Freizeit bin ich viel an meinem PC. Ich spiele gemeinschaftlich mit meinem Multigaming-Clan, dem „EER & Friends“. Wir kommen aus vielen Ländern Europas, z.B. Griechenland, Niederlande, Schweiz und Frankreich. Wir sind alle deutschsprachig, sodass man sich immer gut unterhalten kann. Ein- bis zweimal im Jahr treffen wir uns auch und geben zusammen eine LAN-Party. Natürlich unternehme ich auch viel mit meiner Familie.
Wir bedanken uns für das Interview uns wünschen Ihnen alles Gute für die Arbeit an der KGS.
Der Wahnsinn: Interviews führen unter Corona-Bedingungen
Aaliyah, Anna und Howler (nicht im Bild) führten das Interview mit Herrn Steenken im schon am 13.03.2020 – also am letzten Tag vor der ersten Schulschließung. Sie waren froh, dass sie das Interview noch durchführen konnten, denn es war das letzte Gespräch, das Schülerzeitungsredakteur*innen persönlich, mit Keksen und Getränken und ohne Maske führen konnten.
Anna, Piet, Jannik, Keno, Lynelle, Lara und Julie führten im Schuljahr 2020/21 das Interview mit Herrn Schwalbe unter „Corona-Bedingungen“. Dazu haben sie ihm zunächst viele Fragen per E-Mail geschickt. Nachdem sie die Antworten erhalten hatten, wollten sie gern zumindest ein kürzeres persönliches Gespräch mit Herrn Schwalbe führen. Dazu haben sie ihn draußen auf dem Schulgelände getroffen, alle haben eine Maske getragen und auf den Mindestabstand geachtet. Nur für die Fotos wurde die Maske kurz abgenommen. Die Redakteur*innen von „Feldbreite spezial“ hoffen, dass die Pandemie bald vorbei ist und wieder „richtige“ längere Interviews mit Keksen und Getränken durchgeführt werden können.